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Montag, 31. Oktober 2016

Die Karosserie wird lochfrei

Im Sommer 2014 habe ich die Gelegenheit bekommen bei Bekannten für 3 Wochen in die Werkstatt zu dürfen. In dieser Zeit habe ich die Karosseriearbeiten an meinem R4 erledigt. Es gab allerdings so viel zu tun, dass ich es nur geschafft habe das Häuschen ohne Anbauteile zu schweißen. Folgend zeige ich euch ein paar Bilder der Arbeiten.

Das Chassis auf einem Rollwagen, weil die Bremsen fest sind. Der Motor muss zum Abnehmen der Karosserie nicht ausgebaut werden
Die hinteren Radhäuser sind durch gedoppeltes Blech eine der Schwachstellen beim R4 - zum Glück gibt es dafür ein Reparaturblech

Großzügig raustrennen und das Reparaturblech stumpf einschweißen
Anschließend die Schweißnähte verschleifen und mit Karosseriedichtmasse abdichten. Darüber sitzt das Verstärkungsblech, weil an dieser Stelle im Innenraum die Gurtbefestigung für die hinteren Anschnaller sitzt

Die hinteren Kotflügelkanten sind auch oft verrostet, weil auch hier zwei Blechlagen direkt übereinander liegen, wodurch gesammelte Feuchtigkeit schlecht abtrocknen kann
Nur großzügig raustrennen hilft. Den äußeren Teil gibt es als Reparaturblech. Ich habe das Blech selber zugeschnitten.
Das Heck war bei mir ebenfalls mit Rost in den Ecken und von der Stoßstange aus durchgerostet. Das Reparaturblech passte nicht ganz so schön, aber mit dem Hammer kam es in Form. Für diese Arbeiten habe ich die Heckklappe wieder montiert, damit diese später ordentlich schließt.


Den Bereich unterhalb der Windschutzscheibe konnte ich durch einen Scheibenrahmen aus einem Spenderfahrzeug richten. Lediglich der Wasserkasten war etwas anders geformt. Außerdem tauschte ich die Dreiecksbleche (schwarze Teile)
Der Bereich um das Schaltgestänge war auch verrostet und wurde von meinem Kumpel Dete angefertigt und geschweißt.

Das waren die Hauptarbeiten an der Karosserie. Es gab noch an zahlreichen anderen Ecken kleine Baustellen, welche Zeit gekostet haben. Diese zähle ich aber nicht alle auf.

Freitag, 28. Oktober 2016

Eine Garage zum Schrauben?

Da war noch das Problem - Restaurationsobjekt gekauft, aber keine Möglichkeit zum Restaurieren. Die Garage eines Freundes war als Übergangslösung gedacht, um den R4 unterzustellen und eine Immobilie zum Schrauben zu finden. Aber das Schraubervölkchen ist nicht gern gesehen, denn die machen Lärm bis spät abends und das Schweißen war wegen der Brandgefahr den meisten Vermietern ein Dorn im Auge. Ich schaltete eine Such-Annonce, im Internet als auch in der Wochenzeitung. Aber es meldete sich niemand bei mir. Ab und an fragte mal jemand an, ob man sich zusammen schließen möchte, aber die Schrauberhallen waren dann 30km und mehr entfernt.
Das Schrauben konnte ich aber nicht lassen und begann den R4 in der Garage in seine Einzelteile zu zerlegen. "Da kommt nur eine Frame-Off-Restaurierung in Frage", bekam ich als Tipp aus dem deutschen R4-Forum. Und so begann ich das Auto mechanisch zu zerlegen, denn es gab keinen Strom in der Garage. Festgerostete Schrauben waren keine Seltenheit und wenn diese an einer schlecht zugänglichen Stelle saßen war ich mit der Puksäge oft länger als eine Stunde mit einer Schraube beschäftigt. 


Gelegentlich half mir Lothar beim Schraubenkampf
Zuerst kam das Innenleben raus
Hier sind die Stellen markiert, wo die Karosserie mit dem Chassis verschraubt ist
Quelle und weitere Infos: http://wirehead.over-blog.com/article-26275502.html

Frame-Off-Restaurierung bedeutet, dass Karosserie und Chassis voneinander getrennt werden. Da der R4 einen Leiterrahmen hat, ist das praktischerweise möglich. Das erleichtert die Restauration ungemein. Zusätzlich zu der Verschraubung ist das Chassis verklebt. Um den Kleber/Dichtmasse zu lösen ist es im Idealfall etwas wärmer oder man erwärmt die Einstiege etwas mit dem Heißluftföhn.
 Dann hebt man das Heck des Fahrzeugs an und stellt ein Kantholz unter den Heckabschluss.

Wenn wirklich alle Schrauben entfernt wurden, fällt das Chassis nach einem Moment mit einem schmatzenden Geräusch nach unten
Der Motor muss zum Abheben des Häuschens nicht ausgebaut werden, aber das Demontieren der vorderen Kotflügel und Innenkotflügel erleichtert das Abnehmen. Die Karosserie wiegt ohne Türen und vorderen Kotflügeln nackt ca 90kg und lässt sich von 2 Personen tragen.

Mittwoch, 26. Oktober 2016

Der Renault 4



Ein Roadtrip führte mich mit meinen Kumpels Dete und Lothar durch Kroatien. Hier sprang mir die spartanische Blechkiste erstmals in Auge. Ich selbst bin 1994 geboren worden und deshalb dem R4 nie bewusst auf deutschen Straßen begegnet. Kroatien ist praktisch das Mekka für den R4. An jeder Straßenecke stand einer. Beim Blick ins Wageninnere begeisterten mich die Sitze, welche aus einem einfachen Rohrrahmen bestehen der mit Stoff bespannt ist. 

Hier sieht man die witzigen Sitze, die es mir angetan haben
Zurück vom Roadtrip zeigte ich meinem Vater die Urlaubsbilder und er erzählte mir, dass sein erstes Auto ein R4 war. Von da an suchte ich nach einem Exemplar in meiner Nähe. Besonders viele wurden nicht angeboten und in der Nähe war auch nichts. Außerdem musste es einer mit den beschriebenen Rohrgestellsitzen sein und ein GTL sollte es auch nicht sein. Dadurch war die Auswahl schon sehr beschränkt, wurde durch das knappe Budget von 1000€ nochmals verkleinert.
Als 50km entfernt ein R4 auf eBay angeboten wurde schaute ich ihn mir sofort an. Er stand in einer dunklen Scheune. Der Motor lief. Es gab schon auf den ersten Blick ein paar Schweißarbeiten zu erledigen, aber die redete der Verkäufer gekonnt klein. „Das bekomme ich schon hin“, dachte ich mir und verliebte mich in die Leiche die eigentlich nur noch zum Schlachten gut war. Ich kaufte den R4 am 12. Oktober 2013 erst abends via Telefon, nachdem ich eine vorübergehende Abstellmöglichkeit organisiert hatte.
Das Fahrzeug brachte mir der Verkäufer auf einem Abschleppwagen, denn der R4 ist seit 1991 stillgelegt. Mit einer großen grauen Abgaswolke fuhr der Verkäufer den R4 auf die Obstwiese. Eine andere Unterstellmöglichkeit hatte ich so schnell nicht organisieren können. Erst anschließend machte ich mir Gedanken, wo ich den R4 reparieren könne. Denn so langsam wurde mir von Freunden und Familienangehörigen klar gemacht, dass ich einiges an Arbeit vor mir habe.


Frisch geliefert stand das Vierchen vorübergehend zwei Wochen auf der Obstwiese